Ernährung und Gehirn #4


In den Beiträgen „Ernährung und Gehirn #1-3“ erfährst du, wie sich Gewohnheiten und unsere Heißhungerzentrale im Hypothalamus auf unser Essverhalten auswirken. Heute erfährst du über ein weiteres Gehirnareal das maßgeblich am Ernährungsverhalten beteiligt.

Unser Belohnungssystem liegt im Mittelhirn. Die Funktionsweise ist veraltet. Steinalt. Genau genommen „steinzeitalt“. Unser Belohnungssystem belohnt Verhaltensweisen die für das Überleben wichtig waren und nach wie vor sind --> Die Aufnahme von Fett und Zucker. Unser Drang nach süßem und fettigem Essen ist angeboren. Wenn wir dem Drang nachgehen, tun wir „eigentlich“ das Richtige. Wir sichern unser Überleben. Denn vor laaaanger langer Zeit waren die heutigen Dickmacher eine Rarität. Leider hat unser Belohnungssystem aus der Steinzeit noch nicht mitbekommen, dass Fett und Zucker heutzutage an jeder Ecke lauern. Essen wir Süßes, wird unser Belohnungssystem aktiviert, weil wir so fleißig unser Überleben sichern.

Natürlich möchten wir, dass unser Belohnungssystem aktiv wird und uns mit Glückshormonen überschüttet. Somit ist es noch schwieriger für uns, den Versuchungen zu widerstehen.

Übrigens ist die weit verbreitete Auffassung, dass Dopamin das Wohlbefinden reguliert, inzwischen Geschichte. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Dopamin die Motivation steuert. Früher dachte man, Dopamin sei für Wohlbefinden und Belohnung zuständig und es werde ausgeschüttet, wenn wir etwas bekommen oder tun, das uns glücklich macht. Doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass dieser Neurotransmitter schon vorher aktiv ist. Dopamin wird also ausgeschüttet, um etwas Positives zu erreichen, oder etwas Negatives zu vermeiden. Es bringt Individuen dazu, eine Sache anzufangen oder dranzubleiben, um etwas zu erreichen.

Und wenn man nicht widerstehen kann? Es soll vorkommen, dass man doch mit Nutellaresten in den Mundwinkeln oder Chipskrümeln am Bauch über seinen Fehltritt nachdenkt. Ich frage euch? Fühlt es sich wirklich nach Belohnung an, wenn man sich über eine Packung Kekse hergemacht hat? Sind Zucker und Fett tatsächlich eine Belohnung für uns bzw. unsere Körper? Ja klar, es schmeckt uns. Doch was machen Fett und Zucker in zu großen Mengen auf Dauer mit unseren Körpern? Belohnung sieht ganz bestimmt anders aus. Was macht es mit unserem Körper und Geist, wenn wir Dinge in ihn einspeisen, die ihm schaden? Wir sollten ihn mit Dingen belohnen, die ihn stärken und wohltuend sind.

Versteht mich bitte nicht falsch. Es spricht absolut nichts dagegen, sich genussvoll ein Stück Kuchen oder Schokolade zu gönnen. Oft bleibt es nicht bei überschaubaren Mengen…

Es muss doch einen anderen Weg geben, unser Belohnungssystem zu aktiveren. Welche Alternativen zu Chips und Co gibt es? Die Frage könnt ihr euch ohne Anregungen selbst beantworten. Jeder weiß selbst am besten, was einem gut tut.


„Was macht Menschen glücklich?“ Google spuckt eine Menge an Vorschlägen aus:

-       Sport, Bewegung (Sportart soll Freude bereiten! Falsche Sportart? Cortisolanstieg! --> Fettspeicherhormon!)

-       Persönliche Verwirklichung: Texte schreiben, malen, Musik machen

-       Bewegung in der Natur

-       Schöne Dinge (Kunst)

-       Ziele setzen und Pläne erstellen

-       Ziele erreichen

-       Ordnung ins Chaos bringen (Aufräumen, Ausmustern,…)

-       Musik hören

-       Soziale Kontakte, Gespräche,…

-       Ausreichend Schlaf! (Dopamin steigt, Cortisol sinkt)

-       Berührungen, Sex

-       Checklisten abhaken

-       Lob und Anerkennung


Was ist dein ganz persönlicher Glücksquellen-Mix?

Wenn du die Anteile deiner „Glücklichmacher“ erhöhst, lässt der Drang nach Süßem wie von selbst nach. Natürlich funktioniert dies nicht von heute auf morgen. Es ist eben ein langfristiger Prozess der sich mehr als bezahlt macht.

Mein Teebeutelspruch von gestern passt an dieser Stelle: „Geduld zahlt sich aus.“


In diesem Sinne wünsche ich dir viel Erfolg beim Finden deiner Glücklichmacher.

Alles Liebe, Christina

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